In Poppers Sozialphilosophie bilden zwei an sich berechtigte Ansprüche eine schwer zu lösende Antinomie: Einerseits, der „methodologische Individualismus“, der ein wichtiges personalistisches Motiv enthält, und andererseits die „Situationslogik“, die die Reduzierung des Gegenstandes der Sozialwissenschaften auf eine atomare Summe von Individuen verhindern soll (§ 1). Auch in Brentano ist es möglich, personalistische Themen zu finden, und zwar nicht nur bei seiner Ablehnung der entia rationis, sondern auch bei seiner Interpretation des Unbewussten, die an eine Tradition anknüpft, die sich bis Augustinus zurückverfolgen lässt und von Jaspers so wie vom heutigen Personalismus fortgesetzt wurde. Das Unbewusste stellt einerseits den Inbegriff der konstanten und reproduzierbaren Strukturen des menschlichen Denkens und Handelns dar, bleibt es aber andererseits nur insofern ausnahmslos auf die einzelne Person wirksam, als sie die unbewussten Regelmäßigkeiten nicht zurückruft und wieder in ihr Bewusstsein auftauchen lässt (§ 2). Durch diesen Begriff des Unbewussten ist es möglich, den Gegenstand der Humanwissenschaften so zu bestimmen, dass auch Poppers Antinomie gelöst wird (§ 3).

Popper, Brentano und der wissenschaftstheoretische Status der Humanwissenschaften

BUZZONI, Marco
2004-01-01

Abstract

In Poppers Sozialphilosophie bilden zwei an sich berechtigte Ansprüche eine schwer zu lösende Antinomie: Einerseits, der „methodologische Individualismus“, der ein wichtiges personalistisches Motiv enthält, und andererseits die „Situationslogik“, die die Reduzierung des Gegenstandes der Sozialwissenschaften auf eine atomare Summe von Individuen verhindern soll (§ 1). Auch in Brentano ist es möglich, personalistische Themen zu finden, und zwar nicht nur bei seiner Ablehnung der entia rationis, sondern auch bei seiner Interpretation des Unbewussten, die an eine Tradition anknüpft, die sich bis Augustinus zurückverfolgen lässt und von Jaspers so wie vom heutigen Personalismus fortgesetzt wurde. Das Unbewusste stellt einerseits den Inbegriff der konstanten und reproduzierbaren Strukturen des menschlichen Denkens und Handelns dar, bleibt es aber andererseits nur insofern ausnahmslos auf die einzelne Person wirksam, als sie die unbewussten Regelmäßigkeiten nicht zurückruft und wieder in ihr Bewusstsein auftauchen lässt (§ 2). Durch diesen Begriff des Unbewussten ist es möglich, den Gegenstand der Humanwissenschaften so zu bestimmen, dass auch Poppers Antinomie gelöst wird (§ 3).
2004
Dettelbach: Röll.
Internazionale
http://www.brentanostudien.com/
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